Intelligenz
Veröffentlicht von Gunnar Cremer · Donnerstag 11 Jun 2020
Man kann grob vier Dimensionen der Intelligenz unterscheiden*, von denen uns drei sehr gut bekannt sind: Verstand / Intellect
Identiät / Identity,
Datenspeicher / Memory.
Die vierte Dimension ist die Spiritualität, die hier nicht behandelt werden soll.
Interessant ist, wie diese Dimensionen sich zueinander verhalten.
Der Verstand ist ein Werkzeug, häufig verglichen mit einem Messer: Er teilt, trennt, lässt Unterschiede erkennen. Mehr kann er nicht. Eines kann er vor allem nicht: Verbinden, Einheit schaffen. Als Werkzeug ist der Verstand nicht selbständig. Er ist nur ein Diener. Wer ist dann der Herr?
Der Herr bzw. die Herrin ist die Identität. Sie führt das Messer. Es ist also wichtig, die Identität zu kennen, sonst wird jede Diskussion zum Messerstechen im Dunkeln. Rainer Mausfeld zitiert den Chinesen Sun Tzu: "Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten." (Sun Tzu, 544 -496 v.u.Z., Über die Kriegskunst). Das ist gemeint: die eigene Identität und die des Anderen. Vorher braucht man keine Argumente auszutauschen.
Identität meint: Welche Rolle habe ich? Womit identifiziere ich mich? Und welche Rolle hat der Andere? Womit identifiziert er sich? Bevor Sie also anfangen zu diskutieren, klären Sie Ihre Identitäten und Rollen. Sonst wird es Verletzungen in den Diskussionen geben.
Identität wird bestimmt durch Erfahrungen, die im Datenspeicher des Menschen abgelegt sind. In welchem Umfeld bewege ich mich, in welchen Beziehungen lebe ich, mit welchen Gegenständen beschäftige ich mich?
Um Identität zu klären, soll man also schauen, wo man herkommt und was man so tagein, tagaus macht und was man gern machen würde*. Und man sollte schauen, wo der Andere herkommt, was er so tagein, tagaus macht ... Erst wenn darüber Klarheit herrscht, sollte man verhandeln.
Und, wie durch ein Wunder, werden sonst eher frustrierende Diskussionen zu einem Erlebnis großer Klarheit, Ruhe und Freundlichkeit.
(* Die drei Grundfragen gegen die Urangst: Wo komme ich her? Wer bin ich? Wo gehe ich hin?)
(inspiriert von Jaggi Vasudev alias Sadhguru und Jean Gebser)