Mediation und Aufklärung

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Mediation und Aufklärung

me-tabula
Veröffentlicht in Mediation · Montag 04 Mär 2024
»Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«, so Kant in Zeiten der Aufklärung.

Nichts leichter als das, oder? Man braucht sich doch nur zu informieren, ein Wissender zu werden, nicht wahr?

Ein Wissender ist jemand, der sein Wissen jederzeit überprüfen, nachmessen kann. Wissen ist die Fähigkeit, Erscheinungen wiederholt bewirken oder wiederholt richtig vorhersagen zu können.

Wer das nicht kann, ist ein Glaubender, also gläubig sozusagen.

Man wird aber nicht zum Wissenden, indem man einem Wissenden zuhört und sich merkt und nachspricht, was er gesagt hat. Wer nicht nachmessen bzw. - neudeutsch - Fakten checken kann, der kann sich nur entscheiden, ob er es glauben will oder nicht - so er diese Wahlmöglichkeit zur Entscheidung überhaupt reflektiert.

Wer sich auf einen Wissenschaftler beruft, ist ein Glaubender, also gläubig, weil er dem Wissenschaftler glaubt.

Wer kann Viren nachweisen von denen, die behaupten, es gebe Viren? Viren-Wissenschaftler können es. Wer noch?
Wer es nicht kann, der glaubt nur, dass es Viren gibt, und ist somit ein Glaubender, also gläubig.

Wer kann nachweisen, dass ein Land seinen Nachbarn überfallen will? Außer den Mächtigen und ihren Chronisten in dem Land, wer noch?
Wer es nicht kann, glaubt nur, dass es die Absicht gibt, und ist somit ein Glaubender, also gläubig.

Wer kann nachweisen, was auf der von Correctiv recherchierten Potsdamer Konferenz besprochen wurde, außer den offiziellen und inoffiziellen Teilnehmern?
Wer es nicht kann, glaubt nur, was dort besprochen wurde, und ist somit ein Glaubender, also gläubig.

Wer kann checken, was er an Behauptungen im Radio hört, im Fernsehen sieht, in Zeitungen und Chats liest?
Wer es nicht kann, ist ein Glaubender, also gläubig.

Warum neigen die einen dazu, es zu glauben, und die anderen nicht, wenn weder die einen noch die anderen es nachprüfen können? Corona-Viren, unprovozierter Angriff Russlands auf die Ukraine, Remigrationspläne der AfD, ... so viele, die es glauben, obwohl sie es nicht prüfen können. Und so viele, die es nicht glauben, obwohl sie es nicht falsifizieren können. Wie ist das möglich in einer Zeit, die sich für aufgeklärt hält?

In Scharen treten die Menschen aus den christlichen Kirchen aus. Wozu? Um anderen Propheten zu folgen und wiederum Glaubensgemeinschaften mit der Neigung zum Wahnhaften zu bilden?

Die Aufklärung ist eine Illusion in Zeiten der Angst. »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«

Was kann die Mediation da ausrichten? Mediation kann Angst abbauen, dann reicht der Mut vielleicht, den man mitbekommen hat, um sich seines Verstandes zu bedienen.

Wie macht die Mediation das? Angst hat zu tun mit Enge. Also schafft die Mediation etwas mehr Weite, das heisst, sie bietet einen Raum mit stabilen Strukturen an, sodass man sich wieder sicherer fühlt und ausreichend atmen kann. Es gibt in der Mediation einen Fahrplan, wonach strittige Themen verhandelt werden. Der Mediator achtet auf Manipulationen der Angst und entschärft sie. So sollte Aufklärung gelingen.




Gunnar Cremer * Mediator und Rechtsanwalt * Engertstr. 12 * 04177 Leipzig * info@me-tabula.de
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